Mai 3, 2020

Diagnosen in der Psychotherapie

Diagnosen sind in der Regel Voraussetzung für eine Behandlung im Krankenkassensystem. D.h. um eine Behandlung zu bewilligen, bedarf es einer Behandlungsbedürftigkeit, auch Indikation für Psychotherapie benannt. Diese wird in der Regel in den ersten Sitzungen geprüft und ein Bedarf für Psychotherapie festgestellt, im Bereich für Privatzahler kann das Vorgehen davon abweichen, da für die Kostenerstattung eine Diagnosestellung nicht immer zwingend nötig ist.

Um eine Diagnose zu stellen, erfordert es in der Regel eine ausführliche Diagnostik, mit Angaben zur Vorgeschichte, zur Symptomatik und zum Verlauf. Oft wird dies bei einer Psychotherapie in den ersten Sitzungen erhoben, bevor z.B. ein Antrag auf Psychotherapie bei der Krankenkasse gestellt werden kann. Dabei kann es unter bestimmten Umständen sinnvoll sein, für sich abzuwägen, ob man im Kassensystem mit einer psychischen Diagnose registriert sein möchte. Besonders bei der Planung einer Absicherung mit einer Lebensversicherung oder beim Einstieg in bestimmte Berufsgruppen macht eine persönliche Abwägung Sinn, da unter Umständen eine psychische Diagnose dort zum Nachteil ausgelegt werden kann. In den meisten Fällen wird diese Abwägung nicht von Bedeutung sein.

Folgende Diagnosen können im Rahmen einer Psychotherapie als behandlungsbedürftig definiert sein:

Depression
Burnout
Ängste
Zwänge
Schmerzstörungen
Traumatisierungen
Somatoforme Störungen
Sucht / Abhängigkeit
Persönlichkeitsstörungen
Begleitbehandlung bei schweren Erkrankungen

Depression

Depressionen sind die am häufigsten registrierten psychischen Erkrankungen. Dabei sind gedrückte Stimmung, Interessensverlust, Antriebslosigkeit, Erschöpfung oder Unruhe, Selbstwert- oder Schuldprobleme, sozialer Rückzug und Lebensüberdrußgedanken mögliche Merkmale einer Depression. Jedoch ist nicht jedes einzelne Merkmal, z.B. im Sinne einer Stimmungsveränderung, gleich einer Depression zuzuordnen. Vielmehr sind einer längerer Leidensdruck darunter und auftretende Beeinträchtigungen im Alltag und Lebensführung Hinweise dafür, sich weitere Unterstützung zu suchen. Weiterführende Materialien finden sich auf den Seiten der Deutschen Depressionshilfe.

Werbung- siehe auch Datenschutz / Amazon Partnerprogramm


Ratgeber Depression

Ratgeber Depression – Hilfe im Alltag

Medikamente im Test – Depressionen & Burnout: Mit Ratgeberteil

Burnout

Werbung

Burnout FeelGood Therapie

Es gibt derzeit keine einheitliche Definition von Burnout. Schwerpunktmäßig ist damit eine berufliche Erschöpfung gemeint, die sich in körperlicher und seelischer Erschöpfung darstellt, sich in Schwierigkeiten auf der Arbeitsstelle äußern. Sie ist keine eigenständige Erkrankung. Oft wird sie in Verbindung mit Depression gebracht, da es viele Übereinstimmungen von Symptomen gibt , z. B. Antriebslosigkeit, eine niedergedrückte Stimmung oder erhöhte Ermüdbarkeit. Daher ist eine Unterscheidung von einer behandlungsbedürftigen Depression besonders wichtig.

Werbung- siehe auch Datenschutz / Amazon Partnerprogramm

 
Burnout und chronischer beruflicher Stress: Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige
 
Burnout-Prävention: Erschöpfung verhindern – Energie aufbauen – Selbsthilfe in 12 Stufen

Burn–out, ade: Wie ein Strudelwurm den Weg aus der Stressfalle zeigt

Ängste

Zunächst gibt es viele natürliche Ängste mit denen unser Überleben gelingt, z.B. Angst vor einer realen Bedrohung wie dem wilden Tiger oder der giftigen Schlange. Davon abweichend gibt es auch Ängste, die Betroffene im Alltag und Leben beeinträchtigen und behindern. Hier sollen dabei einige Formen von dysfunktionalen Ängsten aufgeführt werden:
Weiterführende Informationen und Kontaktmöglichkeiten finden Sie bei der Deutschen Angstselbsthilfe e.V.

Werbung- siehe auch Datenschutz / Amazon Partnerprogramm


Ängste verstehen und überwinden. Wie Sie sich von Angst, Panik und Phobien befreien 

Ratgeber Panikstörung und Agoraphobie: Informationen für Betroffene und Angehörige

Ratgeber Soziale Phobie: Informationen für Betroffene und Angehörige 


Hier sollen einige Formen von dysfunktionalen Ängsten aufgeführt werden:

Panikstörung

Eine Panikattacke ist in der Regel verbunden mit Körperreaktionen wie Herzklopfen, Schwindel, Atemnot, Schwitzen, Zittern, Benommenheit usw.. Viele Menschen erleben im Verlauf ihres Lebens eine Panikreaktion, die aber im Folgenden nicht zu einer Angststörung entwickelt. Bei Betroffenen einer Panikstörung werden die Körperreaktionen als bedrohlich erlebt, oft verbunden mit der Angst zu sterben, einen Herzinfarkt zu bekommen, die Kontrolle zu verlieren, umzufallen, verrückt zu werden usw. Diese ungünstigen Bewertungen führen oft in der Folge zu einem Angstkreislauf, mit Angst vor der Angst (Erwartungsangst), die in Vermeidungsverhalten (bestimmte Orte und Situationen nicht mehr aufsuchen) und in Sicherheitsverhalten (z.B. Begleitung mitnehmen, Tabletten, Telefon mitführen usw.) münden kann. Hier ist es sehr sinnvoll, sich Unterstützung zu suchen, um den „Teufelskreislauf der Angst“ zu unterbrechen.

Generalisierte Angststörung

Die Generalisierte Angststörung umschreibt vor allem langandauernde und wiederholte Sorgen in verschiedenen Lebensbereichen, die als übermäßig und belastend erlebt werden und oft nicht mit einem realen Hintergrund verbunden sind. In Verbindung dazu stehen häufig körperliche Anspannung und Unruhe. Die Betroffenen können sich vom Sorgeninhalt nicht lösen und sind getrieben, sich immer wieder rückzuversichern oder zu kontrollieren. Die Sorge einer Mutter um ihr Kind, das sich gerade in einer schwierigen Krankenhausbehandlung befindet, ist eine normale mütterliche Sorge. Anders jedoch eine Mutter, die ihr 13-jähriges Kind nicht allein draußen spielen lassen kann, in Sorge, dass es verunfallt, dass zu jeder Schulpause eine Rückmeldung an die Mutter geben muss, dass alles in Ordnung sei usw.

Soziale Phobie

„Lampenfieber“ kennt wohl jeder von uns. Vor einer Prüfungssituation aufgeregt zu sein, auch das wird den meisten Menschen vertraut sein. Bei einer Sozialen Phobie jedoch sind diese Ängste, die sich vor allem auf soziale Situationen mit Fokus auf andere beziehen so übermäßig, dass eigene Ziele oder Entwicklungen gehemmt sind und der Betroffene damit einen hohen Leidensdruck verspürt. Oft ist die verbunden mit einer Angst vor negativer Bewertung oder Blamage sowie ausgeprägtem Vermeidungsverhalten oder Sicherheitsverhalten.

Spezifische Phobie

Bei einer spezifischen Phobie treten Ängste vor einzelnen, definierten Objekten oder einzelnen Situationen auf, z.B. vor bestimmten Tieren, Höhe, Blut, Spritzen, Fliegen etc, die übermäßig und mit Vermeidung des Auslösers verbunden sind, so dass das Alltagsleben davon beeinträchtigt sein kann.

Zwänge

Wir alle haben wiederkehrende Routinen, die uns das Leben erleichtern. Viele von uns haben „Macken“ oder Angewohnheiten, die uns aber in Ordnung erscheinen und uns nicht beeinträchtigen. Davon abweichend gibt es auch Zwangsentwicklungen, die Betroffene im Alltag und Leben beeinträchtigen und behindern. Dies ist meist dann der Fall, wenn der Betroffene Einschränkungen durch Kontrollen, wiederholten sich-waschen-müssen, wiederkehrende aufdringliche Gedanken im Leben wahrnimmt. Der Betroffene erlebt dieses Zwangsverhalten oder die Zwangsgedanken als belastend.
Weiterführende Materialien finden sich auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen e.V..

Werbung- siehe auch Datenschutz / Amazon Partnerprogramm


Ratgeber Zwangsstörungen: Informationen für Betroffene und Angehörige

Der Kobold im Kopf: Die Zähmung der Zwangsgedanken

Ganz zwanglos?: Wie sich Betroffene und Angehörige aus dem Zwang befreien können

Schmerzen

Werbung

MindChange Audioprogramme

Schmerzen sind zunächst ein Warnsignal des Körpers, dass etwas nicht in Ordnung ist, ein Hinweis auf eine Verletzung, eine Erkrankung und im akuten Bereich. Dies ist ein sinnvolles Signal, um weiteren Schädigungen oder Verletzungen entgegenzuwirken. Manche Verletzungen und Erkrankungen benötigen Genesungszeit. Hält dies über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten an und leidet der Betroffene auch unter psychischen Erscheinungen und Beeinträchtigungen in der alltäglichen Lebensbewältigung, kann man bereits von einer chronischen Schmerzstörung sprechen. Betroffen kann jede Körperregion sein, am häufigsten wird dies bei Kopf- und Rückenschmerzen benannt.
Weiterführende Materialien finden sich auf den Seiten der Deutschen Schmerzliga.

Werbung- siehe auch Datenschutz / Amazon Partnerprogramm

 
Schmerz – eine Herausforderung: Informationen für Betroffene und Angehörige
 
Mit dem Schmerz leben: Anleitung zur Selbsthilfe

Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne 

Traumatisierungen

Traumatische Erfahrungen resultieren nicht immer in Folgesymptomen. Viele Betroffene verarbeiten traumatische Erfahrungen beschwerdefrei. Sind die Folgen aus einer traumatischen Erfahrung jedoch noch so beeinträchtigend, dass Betroffene im Alltag darunter leiden, z.B. unter Unruhezuständen, wiederkehrenden Bildern und wiederkehrendem Erleben, Alpträumen, Vermeidungsverhalten vor allem bei Konfrontation mit traumabezogenen Inhalten, dann kann es sinnvoll sein, therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Weiterführende Materialien finden sich auf den Seiten der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie.

Werbung- siehe auch Datenschutz / Amazon Partnerprogramm

 
Ratgeber Trauma und Posttraumatische Belastungsstörung: Informationen für Betroffene und Angehörige

Ratgeber Alpträume: Informationen für Betroffene und Angehörige 
 
Wenn unsere Welt aus den Fugen gerät: Wie wir persönliche Krisen bewältigen und überwinden

Somatoforme Störungen

Diese Diagnose wird meist dann gestellt, wenn durch Ärzte keine organische Ursache für die Beschwerden gefunden werden können, der Betroffene aber anhaltend über Beschwerden und körperliche Missempfindungen berichtet und darunter leidet. Darunter fallen oft Begrifflichkeiten wie Reizmagen/Reizdarm – Psychosomatische Beschwerden – Somatisierte Depression – Prämenstruelles Syndrom – Chronisches Erschöpfungssyndrom – Neurasthenie usw. Bei den Somatoformen Störungen finden sich auch Ängste vor einer schweren Erkrankung, die der Arzt möglicherweise übersehen haben könnte.

Werbung- siehe auch Datenschutz / Amazon Partnerprogramm

 
Somatoforme Beschwerden und Krankheitsängste: Informationen für Betroffene und Angehörige
 
Wenn die Seele taumelt: Somatoformer Schwindel – Ein Ratgeber

Gehirn&Geist Ratgeber – Psychosomatik: Das Wechselspiel von Körper und Seele  

Sucht / Abhängigkeiten

Werbung

NichtraucherHelden.de

Abhängigkeit und Sucht sind weitgefasste Begriffe. Wir alle haben bestimmte Abläufe, die wir wiederholen, weil sie sinnvoll sind, weil sie uns das Leben und den Alltag erleichtern. Im klinischen Sinn beginnen Abhängigkeiten oft mit dem Missbrauchen von Substanzen oder Handlungen, um sich zu betäuben, zu enthemmen, sich zu entspannen, sich Erfolgserlebnisse zu schaffen, was auf anderem Weg ohne das Suchtmittel vermeintlich nicht gelingt. Indem sich daraus Gewohnheiten entwickeln, ist der Weg zur Abhängigkeit nicht mehr weit. Zum einen können Suchtmittel Substanzen wie Alkohol, Drogen, Nikotin, Medikamente etc. sein, aber auch nicht-stofflich gebundene Abhängigkeiten sind nicht zu unterschätzen, z.B. Glücksspiel, Pc-Spiele usw. Allen Abhängigkeiten gemeinsam sind bestimmte Merkmale: der Kontrollverlust (über Menge, Zeit, ….); Vernachlässigung beruflicher, sozialer oder Freizeitinteressen zugunsten der Sucht, anhaltendes Suchtverhalten trotz des Wissens um eindeutige schädliche Folgen, bei stofflich gebundenen Abhängigkeiten Entzugssymptome bei Verringerung oder Abstinenzversuchen und Toleranzentwicklung (Gewöhnung an die Substanzen); erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen.
Weiterführende Informationen finden sich auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V. und auf den Seiten des Bundesgesundheitsministeriums.

Werbung- siehe auch Datenschutz / Amazon Partnerprogramm


Ratgeber Alkoholabhängigkeit: Informationen für Betroffene und Angehörige 

Ich will mein Leben zurück!: Selbsthilfe für Angehörige von Suchtkranken 
 
Ratgeber Medikamentenabhängigkeit: Informationen für Betroffene und Angehörige

Persönlichkeitsstörungen

Betroffene haben oft immer wieder dieselben Schwierigkeiten in der Interaktion mit anderen, bzw. für andere ist es schwierig, mit den Besonderheiten des Gegenübers zurechtzukommen. Oft stehen dahinter sehr verfestigte Muster, die man sich zur Lebensbewältigung in frühen Zeiten angeeignet hat und die stabil, obwohl vielleicht heute nicht mehr nützlich, weiterwirken. Oftmals leiden die Betroffenen unter Folgereaktionen, z.B. der Entwicklung einer Depression, weniger unter dem Eindruck, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, dass sie krank sein könnten. Es gibt eine Reihe namentlich benannter Persönlichkeitsstörungen, jedoch sind Abgrenzungen nicht immer so eindeutig.
• Dissoziale Persönlichkeitsstörung
• Histrionische Persönlichkeitsstörung
• Emotional instabile Persönlichkeitsstörung
• Dependente Persönlichkeitsstörung
• Narzisstische Persönlichkeitsstörung
• Zwanghafte Persönlichkeitsstörungsstörung
• Paranoide und passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung
• Schizoide Persönlichkeitsstörung

Werbung- siehe auch Datenschutz / Amazon Partnerprogramm


Ratgeber Borderline-Störung: Informationen für Betroffene und Angehörige 

Sein Leben neu erfinden: Wie Sie Lebensfallen meistern 
 
Andere Wege gehen: Lebensmuster verstehen und verändern

 

Unterstützung bei schweren Erkrankungen

Bei schweren Erkrankungen kann es oft durch die Belastungen der Behandlung oder die Auseinandersetzung mit eigenen Beeinträchtigungen und den damit verbundenen Lebensveränderungen zu psychischen Folgen oder Erkrankungen kommen. Daher kann auch hier zur Bewältigung, Linderung der Behandlungsbelastungen und Krankheitsfolgen eine Therapie indiziert sein. Das kann bei Krebserkrankungen, Multipler Sklerose, Parkinson und allen schweren chronischen Erkrankungen der Fall sein.
Weiterführende Materialien finden sich z.B. auf den Seiten der Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft e.V., Krebsinformationsdienst.

Werbung- siehe auch Datenschutz / Amazon Partnerprogramm

 
Mit Krebs leben lernen: Ein Ratgeber zur Bewältigung psychischer Belastungen

Alles wie immer, nichts wie sonst: Mein fast normales Leben mit multipler Sklerose  
 
Ratgeber Parkinson: Informationen für Betroffene und Angehörige

Werbung

medmedo